Toleranz mit blutigen Ausnahmen

Immer wieder kommt es zu Massakern zwischen Hindus und Muslimen

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Augenzeugen berichten später, drei Polizeibusse hätten in der Nähe geparkt. Aber die "Ordnungshüter" sehen tatenlos zu, als der Mob in die Kolonie eindringt. Die Hindu-Fanatiker stürmen das Haus der Jafris. Dutzende von Menschen werden brutal abgemetzelt, nicht einmal die Zahl ist sicher, weil sich die verkohlten Leichenteile nicht mehr zuordnen ließen. Von Ehsan Jafri werden später nur noch seine Pantoffeln gefunden.

Das war vor vier Jahren im indischen Bundesstaat Gujarat. Auslöser war ein Brand in einem Zugabteil mit Hindu-Pilgern, dessen Ursache bis heute mysteriös ist. Innerhalb weniger Wochen wurden damals mindestens 2.000 Menschen, die allermeisten Muslime, abgeschlachtet und unzählige Frauen oft von ganzen Hindu-Gangs vergewaltigt. Hunderttausende von Muslimen flohen aus Angst vor Übergriffen aus ihren Häusern in Notcamps. Spätere Untersuchungen lassen keinen Zweifel: Das Massaker war kein spontaner Ausbruch religiöser Gewalt, es war ein Pogrom - von militanten Hindu-Nationalisten geplant und organisiert und von staatlichen Instanzen geduldet.

Es wurde offenbar von höchster Stelle gedeckt und gebilligt - von Gujarats Regierungschef Narendra Modi. Journalisten wie der angesehene Kolumnist Vir Sanghvi titulieren Modi heute in Artikeln offen als Massenmörder. Die USA haben ihm die Einreise verweigert. Dennoch wurde der Hindu-Hardliner kurz nach dem Massaker mit haushoher Mehrheit wiedergewählt, er regiert weiter den Bundesstaat. Die meis-ten Opfer warten dagegen bis heute auf Gerechtigkeit: Kaum einer der Täter wurde verurteilt. Anfang Mai dieses Jahres wurden in Vadodara bei religiösen Unruhen erneut sechs Menschen getötet, nachdem die Stadtoberen einen 200 Jahre alten islamischen Schrein hatten abreißen lassen.

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http://www.bundestag.de/dasparlament/2006/32-33/thema/026.html